
Geistliches Wort
„Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.“ (Joh 21,3) Nichts. Nichts zu essen, nichts zum Verkaufen. Kein Fang – aber das mühsame Säubern und Flicken der Netze, das wartet natürlich noch auf sie … – Der Alltag ist wieder da. Alltag nach Ostern – in dem von Osterfreude bei den Jüngern nichts mehr zu spüren ist. Alltag eben, wie bei uns. Gereizte Stimmung unter den Kollegen, weil einige in Urlaub und andere krank sind und die ganze Arbeit auf den Übriggebliebenen lastet. Wenn dann noch die Technik nicht funktioniert, dann gibt schnell ein gereiztes Wort das andere. So kann er aussehen – der ganz normale Alltag nach Ostern.
„Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer.“ (Joh 21,4) Aber auch im Alltag nach Ostern lässt der Auferstandene seine Jünger nicht los. Er ist da, auch wenn wir ihn – wie die Jünger – im Alltag nicht sofort erkennen. In der grauen Morgendämmerung, an jenem Tag am See Genezareth, ist der Auferstandene zuerst nur eine undeutliche schemenhafte Gestalt. Und dann ist es gut, wenn einer, wie hier Johannes, es den anderen sagen kann: „Es ist der Herr!“
An diesem grauen Morgen, nach einer langen Nachtschicht voller Misserfolg, kommt Jesus und wartet auf seine Jünger und bereitet ihnen ein Frühstück. Es ist wieder eines dieser Beispiele von geradezu erschreckender Demut und beschämender Liebe, die er uns hier gibt. „Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot.“ (Joh 21, 9) Alles ist bereit, damit sie sich ausruhen, aufwärmen und stärken können. „Es ist der Herr!“ Ein Herr, der seine Jünger bewirtet, der seinen erschöpften, hungrigen Mitarbeitern das Frühstück macht. Der Herr der Kirche ist anders und bleibt sich selber treu - und er beschämt uns mit seinem Dienst an uns.
„Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer.“ Dieser Satz zeichnet ein großes Hoffnungsbild. Einmal an einem anderen Morgen, an einem anderen Ufer, wird Christus stehen und auf uns warten. In der Begegnung mit Schwerstkranken ist gerade dieses Bild für mich immer ein ganz wichtiges Gegenbild gegen die Dunkelheit des Todes. Dass er, Christus, an diesem anderen Morgen an diesem anderen Ufer steht, wenn unser Leben endet.