
Geistliches Wort
Schwere Füße
Was wir nicht alles unter unseren Füßen haben …! Staub aus der Wohnung und unter den Schuhen Schmutz von der Straße. Ja, Hornhaut haben wir auch unter den Füßen oder auch „Schwielen“ genannt: Vom vielen Laufen, vom schief Laufen oder vom Anecken in den Schuhen.
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lukas 18,31)
Vor Jesus und seinen Jüngern liegt der steinige Weg nach Jerusalem. Als „Menschensohn“ bezeichnet sich Jesus einige Male selbst. Jerusalem, das jüdische Glaubenszentrum, ist das Ziel und der Ort der Vollendung seines irdischen Wirkens. Der Weg dorthin hat wohl allen viel abverlangt. Denn Jesus hatte ja angedeutet, dass er leiden und sterben würde. Aber die Evangelien erzählen natürlich nichts davon, wer auf dem Weg nach Jerusalem vor lauter Abschiedsschmerz irgendwann nur noch gehumpelt ist. Und es ist in der Bibel auch nicht überliefert, wer von den Jüngern „auf dem Weg hinauf“ vielleicht kurz vor dem Ziel lieber aufgegeben hätte.
In der Passionszeit gehen wir innerlich ein Stückchen mit auf diesem Weg Jesu. Wenn wir heute im Jahr 2025 in Richtung Karfreitag und Ostern gehen, ziehen wir uns keine Blasen unter den Füßen zu. Aber vielleicht bringen wir die Blasen, die Schrunden und den Dreck unter den Füßen schon längst aus unserem Alltag mit. Da sind Erlebnisse, die uns innerlich hadern lassen – auch mit Gott. Und wir bringen Enttäuschungen oder Ärger oder Traurigkeit mit. Auch sind da die ganz alltäglichen Aufgaben, die uns manchmal zuviel Kraft abverlangen. Und ja, in dem Bild vom „Dreck unter den Füßen“ liegt noch etwas verborgen: Viele von uns merken ja auch, dass wir der großen Liebe Gottes kaum antworten können. Wir drehen uns um. Wir kehren uns weg. Wir kehren nicht um,- obwohl Gott uns dazu ruft. Und all das, was sich da angesammelt hat unter den Füßen, zuviel Schmutz, Blasen und Schwielen, all das macht das Weitergehen beschwerlich.
Es sind noch einige Wochen bis zum Osterfest. Und wir wissen: Wir sind ja längst frei von der Schwere aller Belastung und von aller Schuld, weil Jesus fortnimmt, was uns das Gehen unsagbar schwer machen würde. Durch seine Auferstehung dürfen wir also befreiter durchs Leben gehen, wenn wir den Glauben daran annehmen. Schwielen und Blasen werden wir uns immer wieder im Leben laufen. Aber weil der auferstandene Jesus ja längst mit uns mitgeht, stützt er uns gerade in den schweren Aufstiegen und oft genug trägt er uns auch.
13 Paar Sandalen stehen beim Tisch vor dem letzten Passahmahl. Es ist der Evangelist Johannes, der davon erzählt, dass Jesus seinen vertrauten Freunden die Füße wäscht (Johannes 13): Jesus dient. Er wäscht rein. Er heilt die geschundenen Füße seiner Freunde. Viele seiner Freundinnen und Freunde werden nach Jesu Tod und Auferstehung weitergehen mit dem Glauben: Jesus ist bei uns. Und gerade im Schmerz des Alltags ist er da und verheißt Hoffnung. Und ist es nicht so: Auch wir gehen mit ihm weiter – bis heute.
Gesegnet sei Ihr Weg – nicht ohne Karfreitag, aber voller Vorfreude auf Ostern!
Ihre Pfarrerin Friederike Schuppener